
Ist das nicht Frevel? Die Buchrückseite verweist wahrscheinlich nicht ganz unabsichtlich auf Das Buch der Bücher? Da ich katholisch erzogen wurde, musste ich schon kurz schlucken. Aber Herr Scheck ist ja kein Unbekannter in der Literatur-Szene und diese Art von Humor – oder auch Hybris – traue ich ihm absolut zu…

An Denis Scheck kommt man nicht vorbei, wenn man sich mit Büchern beschäftigt. Der Literaturkritiker polarisiert. Zuletzt durfte ich ihn live beim großen Tolkien Abend auf der Leipziger Buchmesse erleben.
WARUM sollte man lesen? Um diese Frage geht es zu Beginn des Buches, nicht um das WAS. Interessant. Genauso interessant, dass Denis Scheck diese Frage Stefan Raab zu verdanken hat. Eine Frage, deren Antwort ich schon oft versuchte, zu beantworten. Wie erklärt man einem ausgemachten Lesemuffel, warum er lesen sollte? Das ist wie, wenn ich meiner Mutter die Generation Instagram erklären soll… wie erklärt man was, was eigentlich nicht zu erklären ist? Für mich ist Lesen wie Atmen – ein Teil meines Lebens.
Literatur hat mir das Leben gerettet.
Denis Scheck
Allein dieses Vorwort hat mich gefesselt. Ebenso Herrn Schecks innere Zerrissenheit, sich in seinem Buch auf 100 Werke zu beschränken. Er betont, dass die Auswahlkriterien weder Anspruch auf Vollständigkeit erheben, noch durchweg politische korrekt sind. Die Werke und Autoren, die in uns hier ans Herz gelegt werden, entspringen nicht selten einer intuitiven Eingebung oder Tagesform. Also: zurücklehnen und genießen…
Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue.
Denis Scheck
Es beginnt mit Astrid Lindgrens Karlsson vom Dach (Ein Buch, das mich damals in der Schule unheimlich geärgert hat) und endet mit der Philosophin Hypatia. Die Range ist gewaltig… von Shakespeare zu den Peantus, von Goethes Faust zu Nils Holgersson… Denis Scheck hat es absolut geschafft, mich zu fesseln. Sehr humorvoll erzählt er, warum man gerade diese Bücher oder Autoren gelesen haben sollte.

Weil ich gefühlt doch viele der genannten Werke kannte, war ich neugierig. Wie viele genau? 36 der 100 im Kanon genannten Werke habe ich bereits gelesen. Viele habe ich natürlich auch meiner Schulzeit auf einem humanistischen Gymnasium zu verdanken, aber immerhin… Und ich gebe zu, Herr Scheck hat mir Lust auf mehr gemacht. Ich werde sicher noch einigen Klassikern meine Lesezeit schenken!
Über Geschmack lässt sich streiten und so vermisse auch ich in diesem Buch so manches Herzensbuch. Außerdem versiegt die Kreativität so vieler aktueller wunderbarer Autoren nie, so dass das Buch wahrscheinlich schon überholt war, bevor es überhaupt erschien. Aber Denis Scheck erhebt ja auch explizit keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ich finde es schön, dass so viele Klassiker in Schecks Kanon Erwähnung und somit auch wieder zu neuem Ruhm finden. Auch gebe ich zu, ich wollte das Buch gern kritisch sehen, bin nun aber absoluter Fan und freue mich über diese Erweiterung meines literarischen Horizontes! Danke.

- Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
- Verlag: Piper
- ET: 14. Oktober 2019
- Sprache: Deutsch
- Preis: 25 €
- ISBN-13: 978-3492059343
- Klappentext: Kann ein Kinderbuch zum Kanon der Weltliteratur zählen? Unbedingt, sagt der Literaturkritiker Denis Scheck. Zum Beispiel Astrid Lindgrens »Karlsson vom Dach«, das am Anfang vieler Leserbiografien steht. Und darf der Klassenclown der Gegenwartsliteratur Michel Houllebecq mit der Aufnahme in einen Kanon geadelt werden? Ja, natürlich. Denn er ist auf dem Gebiet der Politik, was Jules Verne für die Technik war: ein Visionär. Mit seiner Auswahl der 100 wichtigsten Werke präsentiert Denis Scheck einen zeitgemäßen Kanon, der auf Genre- oder Sprachgrenzen schlicht pfeift. Von Ovid bis Tolkien, von Simone de Beauvoir bis Shakespeare, von W. G. Sebald bis J.K. Rowling: Charmant, wortgewandt und klug erklärt er, was man gelesen haben muss – und warum.
Weitere Meinungen dazu von meinen wunderbaren BloggerkollegInnen:
noch keine gesichtet…
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