Macht der Klimawandel bald aus uns skrupellose Mörder? – CRYPTOS von Ursula Poznanski (Rezension)

CRYPTOS ist eine Dystopie. Untypisch für Ursula Poznanski. Belehrt mich gern eines Besseren, aber alle Bücher die ich bisher von ihr gelesen habe, spielen in der Gegenwart. Zwar oft mit einem Hauch Zukunftsmusik wie in EREBOS oder THALAMUS – aber immer könnten die Geschehnisse auch so gerade bei uns stattfinden… Doch wenn ich genauer darüber nachdenke, eigentlich reiht sich CRYPTOS da ganz gut ein – zwar spielt es in einer Zukunft in der der Mensch den Lebensraum nahezu komplett zertört hat – aber diese Zukunft ist leider nicht unrealistisch und könnte uns früher treffen, als uns lieb ist.

Jana Pasco ist Weltendesignerin. In einer Realität, in der Ressourcen und Lebensraum knapp geworden ist weil die Bäume sterben, die Erde unwirtlich erwärmt ist und Naturkatastrophen den Alltag beherrschen ist es nur natürlich, dass man sich in virtuelle Welten flüchtet. Die Menschen liegen in Kapseln und leben ihr Leben in der Welt, die sich erträumen – entweder in Welten, die die Normalität vor dem Klimawandel abbilden oder ganz fiktive Szenarien wie Vampirwelten oder Jurrassic Park. Das spart Platz und ist so schön bequem…

Der Tod ist nur eine Illusion.

Natürlich ist man in diesen virtuellen Welten keinen wirklichen Gefahren ausgesetzt. Ähnlich wie bei Westworld erhöht die Gefahr (zunächst) nur den Nervenkitzel. Der Tod bedeutet nur eine kurze unfreiwillige Auszeit in der grausamen Realität – dann geht es schnell wieder in die virtuelle Welt.

Eigentlich.

Was, wenn der Tod plötzlich keine Illusion mehr ist? Jana ist eine der wenigen Menschen, die nahezu dauerhaft in der Realität leben um das System aufrecht zu erhalten. Als plötzlich mehrere der Bewohner der Welten sterben, die sie erschaffen hat, wird sie misstrauisch. Was läuft hier falsch?

Bei ihrer Suche nach der Wahrheit wird ganz schnell ihr eigenes Leben bedroht. Ein wortwörtlicher Wettlauf um ihr Leben beginnt…

Die Komplexität des Weltenbaus ist durch die virtuellen Welten irre groß. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt und Ursula Poznanski hat hier wirklich aus dem Vollen geschöpft. Die Klonwelt war witzig und die Welt mit dem karibischen Setting wäre definitiv meine Wahl für eine Auszeit – ob wir uns wohl bald nach einer virtuellen Welt sehnen, in der es keine Kontaktbeschränkungen, Lockdowns oder Abstandsregeln gibt?

CRYPTOS ist gesellschaftskritisch. Und das ist gut so. Der Klimawandel ist eben keine Dystopie – er ist real. Ein so wichtiges Thema so spannend verpackt – Kompliment! Zwar fehlte mir ein wenig die Poznanski-typische ansteigende absolute Höchstspannung – aber dafür wurde die Spannung konstant auf einem recht hohen Niveau gehalten. Der große Knall fehlt zwar, aber dafür gibt es einen Plottwist, den ich so nicht erwartet hätte, der mich aber in seiner nüchternen Wahrscheinlichkeit positiv überrascht und gleichzeitig erschreckt hat.

Ein auf den ersten Blick untypisches Buch für Ursula Poznanski entpuppt sich beim Lesen zu einem für sie doch wieder typischen Pageturner. Perfekt.

Aufwühlend, spannend, gesellschaftskritisch und erschreckend real in seinem Zukunftsbild – CRYPTOS ist die perfekte Mischung aus Dystopie, Thriller, Virtueller Realität und Gesellschafts-Studie. Lesen! Ein Muss für Fans von Ready Player One, Erebos und Tribute von Panem!

Ein Wort noch zum Cover – Genial. Neben der phänomenalen bildlichen Gestaltung mag ich die neue Art der Loewe-Hardcover sehr. Schon bei Erebos 2 und der Neuauflage von Erebos war ich von dem kantigen Design ohne Schutzumschlag begeistert. Gerne mehr davon.

  • Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
  • Verlag: Loewe Verlag GmbH
  • ET: 12. August 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Preis: 19,95 €
  • ISBN-13: 978-3743200500
  • empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
  • Klappentext: Wohin gehen wir, wenn wir nirgendwo mehr hinkönnen? Kerrybrook ist Janas Lieblingswelt: Ein idyllisches Fischerdorf mit viel Grün und geduckten Häuschen. Es gibt Schafe, gemütliche Pubs und vom Meer her weht ein kühler Wind. Manchmal lässt Jana es regnen. Meistens dann, wenn es an ihrem Arbeitsplatz mal wieder so heiß ist, dass man kaum mehr atmen kann. Jana ist Weltendesignerin. An ihrer Designstation entstehen alternative Realitäten, die sich so echt anfühlen wie das reale Leben: Fantasyländer, Urzeitkontinente, längst zerstörte Städte. Aber dann passiert ausgerechnet in Kerrybrook, der friedlichsten Welt von allen, ein spektakuläres Verbrechen. Und Jana ist gezwungen zu handeln … Extrem spannend – beklemmend aktuell! Nach Erebos und Erebos 2 erzählt Bestseller-Autorin Ursula Poznanski nun von einer Wirklichkeit, in der das Klimasystem bereits gekippt ist, und für die meisten Menschen nur die Flucht ins Virtuelle bleibt. Ein Thriller der Extraklasse aus dem Bereich der Climate Fiction über eine Welt, die dem Klimawandel erlegen ist.

Wenn ich Dir Appetit auf mehr von Ursula Poznanski gemacht habe, schau doch gerne mal hier vorbei:

Das Buch wurde mir auf eigenen Wunsch hin vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Das hat meine Meinung nicht beeinflusst.

Weitere Meinungen dazu von meinen BloggerkollegInnen:

Eine spannende Frage zum Buch findet ihr bei Mona vom Tintenhain …das ist mir beim Lesen gar nicht bewusst geworden.

Du hast das Buch auch gelesen und rezensiert? Dann hinterlasse mir doch gerne den Link in den Kommentaren, dann füge ich Dich hier noch mit ein!

3 Kommentare zu „Macht der Klimawandel bald aus uns skrupellose Mörder? – CRYPTOS von Ursula Poznanski (Rezension)

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